Arthur Brühlmeier

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Vom Wesen und Sinn der Geschichte und vom bildenden Wert des Geschichtsunterrichts

Wenn ich wissen will, wie der Kuckuck lebt, so erfahre ich das Wesentliche, wenn ich die Lebensweise einer einzigen Kuckucks-Familie (Männchen, Weibchen, Junges) studiere. Tiere verhalten sich arttypisch, d.h. die Abweichungen des Verhaltens einzelner Tier-Individuen vom Verhaltensmuster der Art, das durch den Instinkt festgelegt ist, sind verhältnismässig gering und begründen keine grundsätzlich neue Verhaltensform. Die Verhaltensweisen der Tiere sind zwar äusserst sinnreich, aber sie beruhen nicht auf deren freien Entscheidung. Tiere können dem Zwang des Instinkts nicht entfliehen.

Anders der Mensch: Dank seines Geistes hat er die Möglichkeit der freien Entscheidung. Er kann – freilich innerhalb von Grenzen – zwischen verschiedenen Verhaltensmöglichkeiten wählen und kann aufgrund seiner Phantasie neue Verhaltensweisen ersinnen. Wenn ich daher den Lebenslauf eines einzelnen Menschen studiere, so kenne ich einstweilen nur ihn, nicht aber den Menschen schlechthin. Es gehört zum Wesen des Menschen, dass jeder einzelne eine einmalige, unwiederholbare Lebensgeschichte (eine Biographie) verwirklicht. Wenn ich daher den Menschen kennen lernen will, so müsste ich eigentlich sämtliche Lebensmöglichkeiten, die je von Menschen verwirklicht wurden, kennen lernen. Selbst wenn mir dies gelänge, kennte ich aber den Menschen noch nicht, denn jeder neu anbrechende Lebensaugenblick enthüllt neue und bisher noch nicht beschrittene Lebenswege. Was der Mensch ist, lässt sich somit niemals abschliessend sagen, sondern offenbart sich, solange es Menschen gibt, stets neu und stets überraschend.

Immerhin: Wenn wir auf einige Tausend Jahre Menschheitsentwicklung zurückblicken können, von der uns menschliches Leben in schriftlichen Zeugnissen überliefert ist, so hat sich doch ein unermesslicher Bestand an menschlichen Lebensmöglichkeiten offenbart. Der gewaltige Ozean von Biographien von Milliarden von Menschen bildet vorerst einmal den Gehalt dessen, was wir mit „Geschichte“ bezeichnen. Alles und jedes, was sich je ereignet hat, kann als Bestandteil der Menschheitsgeschichte betrachtet und für irgendwelche Nachfahren bedeutsam werden. Ein Beispiel: Jacques Fournier, der Bischof der Diözese von Pamier, verhörte im Auftrage des Inquisition die Bevölkerung des Pyrenäen-Dorfes Montaillou, da sich ein Grossteil der Einwohnerschaft dem katharischen Glauben („Ketzertum“) verschrieben hatte. Alle Gespräche wurden gewissenhaft aufgezeichnet, und die Protokolle liegen heute in der Vatikanischen Bibliothek. Der französische Historiker Emanuel le Roy Ladurie hat es nun unternommen, mit Hilfe der Protokolle das Leben in diesem kleinen Dorf zwischen 1294 und 1324 zu rekonstruieren. So können wir heute die Biographie eines einfachen Schäfers, Pierre Maury, geboren 1182 und im Kerker verschwunden 1224, in einem Buche nachlesen. Niemand hätte damals gedacht, dass Pierres Biographie „Geschichte machen“ würde, am wenigsten Pierre selbst. Und während 750 Jahren lag Pierres Lebenslauf ausserhalb irgend eines menschlichen Bewusstseins – bis der französische Gelehrte kam und die Lebensgeschichte dieses Schäfers der Vergessenheit entriss. Die Biographie dieses einfachen Menschen ist, gemessen an den üblichen geschichtlichen Massstäben, völlig unbedeutend. Aber für uns späte Nachfahren wird sie plötzlich bedeutsam, weil sie als Beispiel dasteht für die Lebensweise der damaligen Schäfer in den Pyrenäen und sicher auch ein Stück weit für die Lebensweise der damaligen Landbevölkerung im südlichen Frankreich ganz allgemein.

Die meisten Tiere hinterlassen keinerlei Spuren ihres Daseins auf dieser Erde. Milliarden von ihnen werden gefressen, verenden und verwesen und sind – im Hinblick auf ihre Wirkung in die Zukunft hinein – nicht mehr als ein kleiner Teil im grossen Kreislauf der Natur. Die Tiere gehen ganz auf in der Natur, sie können ihr weder entrinnen noch sich ihr entgegenstellen. Und wenn sie auch Spuren hinterlassen – wie z. B. die Korallen ihre Riffe –, so sind diese wiederum durch instinktgegebenes Verhalten notwendig und voraussehbar und als solche wiederum ein Teil des grossen natürlichen Kreislaufs.

Im Gegensatz zum Tier greift der Mensch in die Natur ein und gestaltet sie um und zwar nicht auf der Grundlage irgendeines Instinkts, sondern mit Hilfe seiner Vernunft und auf der Basis seiner Freiheit. Damit schafft der Mensch eine völlig neue Welt, die es ohne ihn nicht gäbe. Diese Welt bezeichnen wir als Kultur. Unter den Wesen, die der Erdboden trägt, ist der Mensch das einzige, das Werke schafft. Diese Werke können sichtbar und dinglich sein wie etwa Häuser, Geräte, Maschinen oder dann unsichtbar wie gesetzliche Bestimmungen, Institutionen oder Gedankensysteme. Sobald der Mensch diese Kulturgüter geschaffen hat, treten sie ihm mit einem Anspruch entgegen: Sie wollen gepflegt, verwaltet, benützt, weitergegeben oder allenfalls zerstört und beseitigt werden. Darum erschöpft sich das Leben des Menschen nicht in der Auseinandersetzung mit der geschaffenen Natur und mit den Mitmenschen, sondern umfasst auch die Auseinandersetzung mit der Kultur. In bezug auf die vorstehende Aussage, dass sich die Menschen – im Gegensatz zum Tier – durch eine Biographie auszeichnen, bedeutet dies vorerst, dass die Art und Weise, wie ein Mensch seine kulturschaffende Bestimmung lebt und wie er mit der durch seine Vorfahren überlieferten Kultur umgeht, einen wesentlichen Bestandteil seiner Biographie darstellt. Der Rück-Blick in die Geschichte verrät uns somit nicht nur, wie Menschen mit der Natur und mit ihresgleichen verfahren sind, sondern er zeigt uns immer auch, welche Werke sie schufen und wie sie mit den überlieferten Kulturgütern verfuhren. Darüber hinaus bringt es gerade der Umstand, dass Kulturgüter dem Menschen mit einem Anspruch entgegentreten, mit sich, dass diese geschaffenen Werke im Verlaufe der Zeit ihre je eigenen Schicksale erleiden, ja sogar ein Eigenleben entwickeln, das sich dem Zugriff des Menschen immer mehr entzieht. Sie werden verehrt oder geschmäht, sie werden verbessert oder gehütet, sie werden gepflegt oder geschändet. Das führt dazu, dass auch die Werke des Menschen, seien sie sichtbar oder unsichtbar, einem geschichtlichen Wandel unterworfen sind. Das Insgesamt der Geschichte besteht somit nicht nur aus den Biographien aller Menschen, die je gelebt haben, sondern ebenso aus den „Biographien“ der menschlichen Werke. Und aus der Art und Weise, wie die Menschen mit ihren eigenen und fremden Werken umgegangen sind, lassen sich Rückschlüsse ziehen auf das Wesen eben dieser Menschen.

Was immer die Menschen auch tun mögen – in der Art, wie sie mit der Natur umgehen, wie sie zum Mitmenschen in Beziehung treten und wie sie kulturelle Werke erhalten, schaffen oder zerstören – : Immer erscheint uns eine menschliche Lebensmöglichkeit. Ob Albert Schweitzer im Urwaldspital kranke Menschen pflegt oder Eichmann Millionen von Juden umbringen lässt – es ist immer der Mensch. Wer in die Geschichte blickt, blickt letztlich in seine eigene Seele, denn alles, was je geschah, liegt grundsätzlich als Möglichkeit in uns allen.

Damit wird allmählich deutlich, worin der bildende Wert des Geschichtsunterrichts liegen kann. Zwar ist es durchaus richtig, dass uns die Beschäftigung mit geschichtlichen Ereignissen und historischen Persönlichkeiten ein besseres Verständnis der gegenwärtigen Lebensverhältnisse ermöglicht, aber das allein ist nicht der einzige – und wohl auch nicht der wesentlichste – Grund, um dem heranwachsenden oder dem bildungswilligen erwachsenen Menschen die Auseinandersetzung mit den Geschehnissen und den Verhältnissen der Vergangenheit zuzumuten. Es geht im Geschichtsunterricht letztlich darum, dass wir uns selbst – insofern wir Menschen sind – überhaupt kennen lernen und damit eine Voraussetzung schaffen, um unsere eigenen, unwiederholbaren Lebensmöglichkeiten auszuschöpfen.

Lassen wir nun verschiedene Menschen in die Vergangenheit zurückblicken. Sie studieren Urkunden und Quellentexte jeglicher Art und vertiefen sich in künstlerische oder technische Werke der Vorfahren. Lassen wir sie nun darüber berichten, was sie erkannt haben bei ihrem Gang in die Vergangenheit, so stellen wir – vielleicht überrascht – fest, dass ihre Berichte durchaus nicht miteinander übereinstimmen. Vielleicht sind die Unterschiede gering, vielleicht fundamental.

Woher kommt das?

Erstens: Die Fülle des verwertbaren Materials ist – insbesondere im Bereiche der neueren Geschichte – meist derart umfassend und vielfältig, dass aufgrund von unterschiedlichem Quellenmaterial unterschiedliche Auffassungen über das vergangene Geschehen entstehen können oder müssen.

Zweitens: Alles, womit unsere fünf Sinne in Berührung kommen, wird erst dadurch zu einer „Wahrnehmung“, dass wir dieses deuten. So betrachte ich beispielsweise eine Gruppe von untätigen Arbeitern als Menschen, die sich ausruhen oder keine Arbeit haben oder streiken. Gehe ich von der letzten Annahme aus, so erscheinen sie mir entweder als Vorkämpfer für die gute Sache der Arbeiter oder aber als Menschen, die ihren Egoismus ohne Rücksicht auf den gesamtwirtschaftlichen Prozess durchsetzen. Mit andern Worten: Im Prozess des Deutens – und das tue ich immer, wenn ich wahrnehme („für wahr nehme“) – wirkt sich mein eigenes Denken und Werten sowie der ganze Bestand meiner bisherigen Erfahrungen aus. Man könnte das mit dem Sehen durch eine gefärbte Brille vergleichen: Setze ich die blaue auf, erscheint alles bläulich, setze ich die rote auf, wirkt alles rötlich.

Diese Gesetzmässigkeit wirkt sich nicht auf allen Gebieten gleich schwerwiegend aus. Geht es beispielsweise darum, aus einer Gerümpelschachtel alle möglichen Arten von Nägeln und alle möglichen Arten von Schrauben herauszulesen, so werden wohl die meisten zum selben Resultat kommen. Das „Wahrnehmungsfeld“ (die Gerümpelschachtel) ist eben verhältnismässig einfach und übersichtlich. Das ist ganz anders beim Insgesamt aller Biographien von Menschen und kulturellen Werken, eben der „Geschichte“. Das sind derart komplizierte Gebilde und Vorgänge, und die Fülle möglicher Wahrnehmungen und Deutungen ist derart gross, dass die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Menschen bei der Beschäftigung mit geschichtlichen Fakten zu gleichen Ergebnissen kommen, sehr gering ist. Das ist einer der Gründe, warum sich Gelehrte – in unserm Falle die Historiker – mehr oder weniger immer streiten. Viele glauben, dass ihre Wahrnehmung die einzig richtige und erlaubte sei.

Von besonderer Bedeutung für die Deutung geschichtlicher Ereignisse und Abläufe ist natürlich die Weltanschauung des Geschichtsforschers. Unter einer Weltanschauung verstehen wir ein System von Vorstellungen und Gedanken, die einen inneren Zusammenhang haben und die Möglichkeit eröffnen, mit ihrer Hilfe den Kosmos und das menschliche Leben zu verstehen. Statt von „Weltanschauungen“ sprechen wir auch etwa von „Philosophien“. Aus der unterschiedlichen Betrachtungsweise ergeben sich unterschiedliche Geschichts-Philosophien.

Eine Grundfrage aller Geschichtsphilosophien lautet: Was hat die Geschichte für einen Sinn?

Der Nihilismus ist der Auffassung, dass das Dasein grundsätzlich keinen Sinn habe. Demzufolge ist auch die Geschichte ohne Sinn.

Der Humanismus geht von der Überzeugung aus, dass sich der Mensch im Verlaufe der Geschichte – trotz aller zeitweisen Rückschläge – höher entwickelt. Er wird sich zunehmend seiner selbst bewusst, er erkennt immer mehr die Bedeutung persönlicher Reifung und Entscheidung und damit die wachsende Möglichkeit freien Handelns. Durch die Freiheit ist der Mensch ins Spannungsverhältnis von Gut und Böse hineingestellt, und die Geschichte offenbart den dramatischen Kampf des Bösen gegen das Gute (oder umgekehrt).

Das Christentum erkennt in der Geschichte das Ringen Gottes mit dem Menschen. Von christlichem Standpunkt aus betrachtet, sind geschichtliche Ereignisse nicht blosse Auseinandersetzungen einzelner Menschen oder ganzer Gruppen mit der Natur, den Mitmenschen und der Kultur, sondern immer zugleich mögliche Antworten von Menschen auf einen göttlichen Anruf. Das zentrale Interesse des Christen ist das Heil – das Heil des Einzelnen, das Heil der Menschengemeinschaft, ja das Heil der ganzen Schöpfung. Mensch und Schöpfung sind aus der ursprünglichen göttlichen Ordnung herausgefallen, und die Geschichte widerspiegelt den dramatischen Versuch Gottes, den Menschen ins Heil zurückzuholen. Demgemäss ist für den Christen Geschichte letztlich Heilsgeschichte. Und für den Christen ist es selbstverständlich, dass die geistigen Mächte aus der unsichtbaren Welt in die Geschichte hereinwirken.

Ganz anders versteht der Marxismus die Geschichte. Für ihn ist sie eine Folge von Klassenkämpfen. Demgemäss ist die zentrale geschichtsbildende Kraft der Hass. Die Hoffnung des Marxisten besteht darin, dass der Mensch in eine „klassenlose Gesellschaft“ finden möge, womit das geschichtliche Drama – und damit auch der Hass – zu einem endgültigen Abschluss gekommen wäre. Der Inhalt des Klassenkampfes ist die Auseinandersetzung um die Verfügbarkeit der wirtschaftlichen Grundlagen einer Gesellschaft, insbesondere über die Produktionsmittel. Im Gegensatz zur humanistisch-christlichen Geschichtsauffassung, wo dem freien Entscheid des einzelnen Menschen eine (nicht die einzige) geschichtsbildende Kraft zukommt, sind es nach marxistischer Auffassung die wirtschaftlichen Grundlagen einer Gesellschaft, die den Ablauf der Geschichte bestimmen.

Obwohl ich oben feststellte, dass man zu andern Erkenntnissen kommt, je nach der Farbe der Brille, die man sich aufsetzt, so komme ich doch nicht um die Frage herum, welche der verschiedenen Geschichts-Auffassungen mehr Wahrheitsgehalt für sich zu beanspruchen vermag. Da es (leider oder glücklicherweise) keine Instanz gibt, die über Wahrheitsdispute letztinstanzlich entscheidet, gibt es hier nur persönliche Antworten. Meinen eigenen Standpunkt möchte ich so umschreiben: Die Ansicht, es seien alle Geschichts-Philosophien teilweise richtig, erscheint mir als zu simpel und auch logisch als unhaltbar, weil sich einige Auffassungen gegenseitig ausschliessen. Am einsichtigsten sind mir die christliche und die humanistische Geschichtsbetrachtung. Obwohl es Theologen gibt, die mir widersprechen würden, halte ich die beiden Auffassungen für miteinander vereinbar. Den Nihilismus lehne ich darum ab, weil ich selbst – trotz allem täglich zu erfahrenden Nonsens – mein Dasein und die Welt als von Sinn durchwirkt erlebe. Die marxistische Geschichtsbetrachtung ist mir zu einseitig. Dass wirtschaftliche Grundlagen und Klassenkämpfe geschichtsbildende Kräfte darstellen, ist offensichtlich; ich wehre mich aber gegen den Ausschliesslichkeits-Anspruch. Es gibt eine Fülle von Belegen in der Geschichte, die zeigen, dass persönliche Entscheidungen von einzelnen Menschen und ihre religiöse Gesinnung für den Verlauf der Geschichte entscheidend wurden. Und am Beispiel der Jungfrau von Orleans kann man sogar nachweisen, dass auch jenseitige Mächte in den Gang der Geschichte eingegriffen haben. Für mich ist jene Geschichtsphilosophie die beste, die nicht nur eine, sondern möglichst viele Wirk-Kräfte anerkennt und die es nicht nötig hat, Gott und die ganze unsichtbare Welt, aber auch die Mitgestaltungs-Möglichkeiten einzelner entschlossener Menschen zu leugnen.

Vergegenwärtigen wir uns den bereits geäusserten Gedanken, dass die Beschäftigung mit der Geschichte einen bildenden Wert für den Menschen hat, so wird nun klar, dass eine nihilistische oder marxistische Geschichtsdarstellung in anderer Weise bildend ist als eine, die auf christlich-humanistischem Denken ruht. Etwas vereinfacht liesse sich sagen: Die einer Geschichtsdarstellung zu Grunde liegende Philosophie hat die Tendenz, sich als Weltanschauung im Leser zu installieren. Wer stets nur marxistische Geschichtsdarstellungen liest, wird allmählich zur Überzeugung neigen, es sei letztlich der Sinn menschlichen Lebens, eine „paradiesische“ Gesellschaft hier auf Erden zu errichten, und dies sei wohl nicht anders als durch Errichtung des Sozialismus (Kommunismus), notfalls mit Gewalt, zu erreichen. Andererseits wird ein Mensch, der sich vorwiegend mit Geschichtsdarstellungen befasst, die im christlich-humanistischen Denken wurzeln, einen stärkern Glauben an den Sinn eines persönlichen Einsatzes, der vor dem eigenen Gewissen und vor Gott verantwortet wird, entwickeln. Er wird dazu neigen, sein Leben auch dann als sinnvoll zu erkennen, wenn es ihm und allen gesellschaftlichen Kräften nicht gelingt, die ideale Gesellschaft auf Erden zu erschaffen. Er wird sein Erdendasein vielmehr als Chance erkennen, in sich selbst trotz allem gesellschaftlichen Ungemach die Kräfte der Zuversicht, der Hoffnung, des Glaubens und der Liebe zu entwickeln. Er wird vermehrt bereit sein, die dunklen Seiten des irdischen Daseins als den Schatten der Freiheit zu erkennen, und er wird in der Überzeugung gestärkt, dass beides zugleich nicht zu haben ist: die Freiheit der Entscheidung zwischen Gut und Böse und das irdische Paradies.

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